DEI – drei Buchstaben, viele Versprechen. Und oft wenig dahinter.
- Christina Holmes
- 13. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Diversity, Equity, Inclusion – es klingt nach Fortschritt, nach Haltung, nach Zukunft. Und es ist auch wichtig. Sehr sogar.
Aber manchmal frage ich mich: Was davon ist ehrlich gemeint – und was ist nur gute PR?
Ich sehe sie oft, diese Statements auf Karriereseiten: „Wir schätzen Vielfalt“, „Wir stehen für Chancengleichheit“, „Bei uns ist jede:r willkommen.“ Und gleichzeitig sehe ich die Realität: Bewerbungsgespräche ohne barrierefreie Zugänge. Veranstaltungsorte mit Treppen. Websites, die nicht lesbar sind.
Es ist nicht böse gemeint – es ist nur nicht zu Ende gedacht.
Was mir fehlt?
Echtes Interesse an dem, was diese Begriffe bedeuten. Nicht nur auf der Oberfläche. Nicht nur in der Kommunikation. Sondern in der Struktur, in den Entscheidungen, in der Haltung.
Denn echte Inklusion ist nicht dekorativ.
Sie ist nicht das bunte Foto auf der Website. Sie ist auch nicht das eine Testimonial im Rollstuhl. Inklusion ist unbequem, weil sie Veränderung bedeutet. Und weil sie fordert, dass man sich ehrlich mit Ausschlüssen beschäftigt – auch mit den eigenen.
Ich glaube: DEI kann ein kraftvolles Werkzeug sein. Aber nur, wenn man sich traut, es ernst zu nehmen.
Vielfalt heißt nicht: „Wir haben eine diverse Belegschaft.“Es heißt: „Wir schaffen Bedingungen, in denen Vielfalt wirken darf.“
Chancengleichheit heißt nicht: „Alle können sich bewerben.“ Es heißt: „Wir beseitigen Barrieren, damit alle dieselben Startbedingungen haben.“
Inklusion heißt nicht: „Alle dürfen dabei sein.“ Es heißt: „Wir gestalten Prozesse, in denen niemand außen vor bleibt – auch nicht leise, ungewollt oder übersehen.“
Und: DEI heißt auch, dass Menschen mit Behinderungen aktiv einbezogen werden – nicht nur als Symbol auf der Kampagne, sondern als echte Wissensträger:innen.
Inklusion ohne Betroffene ist keine Inklusion. Es reicht nicht, über Barrieren zu sprechen, wenn niemand im Raum sitzt, der sie täglich erlebt. Menschen mit Behinderungen müssen als Expert:innen für ihre eigene Lebensrealität verstanden werden – nicht nur als Zielgruppe, sondern als Berater:innen, als Sparringspartner:innen in Strategieprozessen, als Teil der Entwicklung, nicht nur der Darstellung.
Wer wirklich barrierefrei handeln will, sollte sich nicht auf Vermutungen verlassen, sondern auf Erfahrung. Denn es gibt kein inklusives Konzept ohne das Wissen jener, die wissen, wie sich Ausschluss anfühlt.
Echte Inklusion heißt:
Fragen. Zuhören. Und bereit sein, Macht abzugeben, um Raum zu schaffen.
Ich wünsche mir, dass DEI kein Trend bleibt. Sondern ein echtes Bekenntnis.
Denn richtig umgesetzt ist Inklusion keine Bürde – sie ist ein Gewinn: für Teams, für die Unternehmenskultur und nicht zuletzt für den wirtschaftlichen Erfolg. Unterschiedliche Perspektiven bringen neue Ideen. Gelebte Vielfalt bindet Talente. Und Unternehmen, die das ernst meinen, sind attraktiver – nicht nur für Kund:innen, sondern auch für gute Leute.
Oder kurz gesagt: Inklusion ist kein Imagefaktor. Sie ist Zukunftskompetenz.
Herzlich,
Christina Holmes
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